Der Anfang

 

Rethmar war ursprünglich eine sumpfige Moorlandschaft, die Wörter „Ried“ und „Moor“ stecken im Namen. Nördlich davon befand sich ein großes Waldgebiet, das zum welfischen Fürstentum Lüneburg gehörte und wenige Kilometer weiter südlich lag die Grenze zum Bistum Hildesheim. Um das Jahr 1200 wurde im Moor eine Warft aufgeschüttet, umgeben von einem Burggraben. Darin stand ein Turm, der den Herren von Rautenberg gehörte, die in Rethmar die Südgrenze des Fürstentums bewachten – als einer von nur wenigen Adelssitzen im „Großen Freien“, einem von freien Bauern geprägten Landstrich. 

Die Renaissance

Als sich im Jahr 1332 Heinrich von Braunschweig und Erich von Schaumburg um den Hildesheimer Bischofsstuhl stritten, wurde die Burg belagert. Von einer Zerstörung ist nichts bekannt, doch zog sich der Konflikt noch 20 Jahre hin. Südlich der Burg entstand eine Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden. Im 16. Jahrhundert errichteten die Herren von Rautenberg neben dem Turm einen langgestreckten Bau im Stil der Renaissance, den heutigen Westflügel. 1647 erlosch das Geschlecht 1647. Das Erbe fiel an seine Tochter Amalie und deren Ehemann Philipp Edler Herr zu Eltz, der im Dreißigjährigen Krieg von der Mosel nach Niedersachsen gelangt war. 

Das Schloss

Ihr Enkel Philipp Adam zu Eltz (1665–1727) erweiterte den Renaissancebau durch ein Haupthaus und einen Ostflügel zur barocken Dreiflügelanlage mit Ehrenhof. Eltz war Großvogt in Celle unter König Georg I. sowie Erzieher Georgs II.. 1694 war er in die „Königsmarck-Affäre“ verwickelt. Über dem Mittelportal befindet sich das Eltz’sche Wappen in Sandstein, mit den Initialen des Bauherrn und der Jahreszahl 1710. Sein Sarg steht noch in der Grabkapelle der Rethmarer Kirche. Anschließend kam das Gut in häufig wechselnde Hände.  

Die Neuzeit

Der Gutsbetrieb war lange Zeit auf die Zucht von Schafen und Milchkühen fokussiert. Die schweren, feuchten Böden wurden erst durch den Bau des Mittellandkanals 1918-28, der den Grundwasserspiegel absenkte, sowie durch den Fortschritt der Landtechnik leichter bebaubar. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden zahlreiche Wirtschaftsgebäude in zwei großen Hofanlagen, dem Gutshof und dem Amalienhof. Seit dem Erwerb von Schloss Rethmar durch die Freiherren von Wackerbarth im Jahr 1987 wurden die alten Gebäude nach und nach saniert sowie einige neu erbaut.